Hans-Peter Kunisch wurde 1962 in Visp, im Schweizer Kanton Wallis geboren. Er studierte in Fribourg (CH) und München Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaften und promovierte mit seinem Buch Gefährdete Spiegel zur Darstellung von Körpern in der Literatur der Moderne, von Arthur Schnitzler über Franz Kafka bis zu Robert Musil. Danach schrieb er über Jahrzehnte vor allem für die Süddeutsche Zeitung und Die Zeit.
In seinen seit 2020 erschienenen erzählenden Sachbüchern verbindet er die Lesbarkeit der Erzählung mit der Wissenschaftlichkeit der Recherche. Alle erreichbaren Quellen und alle vorliegenden Beiträge zu den jeweiligen Themen bilden die Basis der eigenen Arbeit, die den zeitgeschichtlichen Hintergrund berücksichtigt und den Bezug zur Gegenwart im Blick behält.
Das Flimmern der Raubtierfelle, das neue Buch über Rainer Maria Rilke und die junge Mailänder Herzogin Aurelia („Lella“) Gallarati-Scotti, das am 3. September 2025 im Reclam Verlag erschienen ist, handelt von einer intensiven Diskussion über den vor hundert Jahren erstmals bedrohlich aktuellen Faschismus. Im Briefwechsel der beiden geht es für einmal nicht um Liebe, wie sonst oft bei Rilke, sondern um die jeweils eigene Stellung zu Diktatur, Autorität, Gewalt und Freiheit. Rilke, der wenige Jahre zuvor noch die linke Münchner Räterepublik unterstützt hat, bewegt sich seit Anfang der 1920er-Jahre gedanklich immer weiter an den rechten Rand der Gesellschaft. Doch in Lella begegnet er ganz unverhofft einer kämpferischen Humanistin, die ihm gleich bei seinem ersten Mussolini-Lob ein klares „Nein, lieber Rilke“ entgegenhält.