Schach dem König

Schach dem König

dtv

München, 2024

288 Seiten

25,00 €

Friedrich der Große und Albert von Hoditz – Eine ungewöhnliche Freundschaft

Albert von Hoditz war ein Genießer und aufklärerischer Lebensreformer, der sein Schloss an der im Siebenjährigen Krieg hart umkämpften Grenze zwischen Österreich und Preußen zu einem »Arkadien in Mähren« machen wollte. Seine Untertanen sollten Schauspieler und Künstler werden und schafften es teils bis auf die Wiener Bühnen. Ein Theaterkind von Rosswald, Anna Gottlieb, gab in der Uraufführung von Mozarts Hochzeit des Figaro die Barbarina. Die Rolle der Pamina aus der Zauberflöte schrieb Mozart vermutlich eigens für sie.

Auch Friedrich der Große wurde auf Hoditz aufmerksam. Für den preußischen König bedeutete seine freie Existenz in Rosswald, das er zweimal besuchte, die Erinnerung an ein verpasstes eigenes Leben, das er selbst der Staatsraison geopfert hatte.

Legendär ist ein Freiluftschachspiel der beiden mit »lebenden Figuren«. Friedrichs Beziehung zum „einzigartigen Hoditz“, auf den er zwei bisher nur teilweise und verharmlosend übersetzte französische Langgedichte schrieb, stellt den pflichtbewussten König, den der "exzentrische Epikureer" Hoditz auch in seinen orientalischen Harem führte, wovon Friedrich in einem der Gedichte selbst erzählt, in ein neues Licht und wird auch Kenner überraschen.

Auch die jahrzehntelangen Historiker-Grabenkämpfe zwischen den Positionen „Friedrich war vollkommen normal“ oder „eindeutig schwul“ wirken vor dem Hintergrund des erotisch offenen, tatsächlich oft „queeren“ 18. Jahrhundert gesehen, eher altmodisch.

Als der einst gefeierte Hoditz am Ende bankrott, verhasst und krank ist, holt Friedrich ihn auf einem luxuriös ausgestatteten Oderkahn zu sich nach Potsdam, rettet ihn damit vor der Verfolgung durch seine Gläubiger.

Rezensionen

Wer nicht in Rosswald war, hat nicht gelebt – der asketische Kriegskönig und der lebensfrohe Pazifist.
Ein Radio-Podcast als Reportage aus Rosswald – Gartenradio.fm, 31.05.2024
Hans-Peter Kunischs Doppelportrait der ungleichen Freunde ist unterhaltsam und erhellend – und erklärt zugleich eine Epoche voller Verwandlungslust und neuer philosophischer Ideen. Ein klares Ja zu Zwergen, Zauberern und Utopien.
Jutta Person, Das Philosophiemagazin, September 2024
Friedrichs Gedichte! Nicht viele Deutsche machen sich einen Begriff von ihrer geistreichen Anzüglichkeit, ihrem queeren Charme und unverstellten Hedonismus, denn sie wurden nie vollständig aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt! ...
Tilmann Krause, in „Die Welt“ vom 24.06.2024
Mit beeindruckender Sachkenntnis (…) Dieser Hoditz schert sich nicht um die Konventionen seiner Zeit. ...
Andreas Austilat, Der Tagesspiegel, 29.09.2024