
Die Figuren in Hans-Peter Kunischs Debüt halten sich vor allem im Freien auf, um einen kleinen Platz auf einem großen Markt herum. Der Platz liegt ziemlich genau im Zentrum der Stadt. Doch die Hauptwege des Markts führen an ihm vorbei. Er wirkt, mitten in der Stadt, wie ein unbesetztes Gebiet am Rand. Auf ihm entwickelt sich ein „Roman in Buden“.
Da ist Pjotr, ein Fotograf, der am liebsten Richtung Nordosten reist. Maria, die keine Aufenthaltsgenehmigung hat und an die Stadt gefesselt ist. Oder Waldau, der sich oft ins hügelige Umland zum Wandern zurückzieht. Joe, einer der Händler, muss vor seinen Gläubigern fliehen. Aline schickt Briefe von der Küste. Allesamt sind sie so etwas wie unabhängige Glückssucher. Wohin es sie auch verschlägt, sie kehren immer wieder an den Platz zurück.
Was anfangs beinahe paradiesisch wirkt, erfährt bald Wendungen ins Dunkle. Irgendwann ereignet sich ein Mord. Beobachtet wird das Geschehen von zwei Denkern, dem Traurigen und dem Lustigen, die in luftigen Höhen über dem Platz ihre Runden drehen. Aber sie sehen nicht alles, und philosophisch gesehen haben sie erstaunlich wenig zu bieten. Die heimliche Intellektuelle des Romans ist Rosa – eine Kuh, die gleich zu Beginn dieser Geschichte über Kunst sinniert.