Gefährdete Spiegel

Gefährdete Spiegel

Peter Lang

Frankfurt am Main [u.a.], 1996

320 Seiten

Körper in den Texten der Frühen Moderne

Der berühmte „Chandos-Brief“ Hugo von Hofmannsthals empfahl einfache, robuste Dinge wie Gießkannen als Gegenmittel zur Verzweiflung an den durchsichtig gewordenen abstrakten Systemen der Zeit. Eine andere, „materialistische“ Rückzugsmöglichkeit war der Körper, der zuverlässiger wirkte als die „Seele“, beziehungsweise als Ausdruck von ihr interpretiert werden konnte.

In einer Verbindung der methodischen Ansätze von Dekonstruktion und Rekonstruktion analysiert Kunisch Texte von Kafka, Schnitzler, Musil, Walter Benjamin und anderen. Er zeigt, wie und warum die Hoffnung, im Körper als einer Art „erster symbolischer Haut“ des Menschen einen selbstsichernden und -erweiternden Spiegel zu finden, je verschieden enttäuscht wurde. Themen sind unter anderem die Diskursmischung Familie, Körper und Ökonomie, sowie zeitgenössische Versuche, zwischen Körper und Seele eine neue Sprache der Liebe zu finden.